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  • 07.05.2009
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Chronik des Festungswachtkorps

Das Festungswachtkorps im Wandel der Zeit

Die Ursprünge unseres Festungswachtkorps reichen ins vorletzte Jahrhundert zurück. Den Festungsverwaltungen Sankt Gotthard (1892) und Saint Maurice (1894) musste für die Bewachung und den Unterhalt der permanenten Festungswerke und deren Armierungen sowie für die Bedienung der eingebauten technischen Anlagen, der eingelagerten Munition, Lebensmittel und Vorräte aller Art, eine besondere Organisation geschaffen werden.

Andermatt gilt als "Heimatort" des Festungswachtkorps (1890), Airolo als "Geburtsort" des Festungsbaues mit dem Forte Airolo. (Baubeginn: 1886; schussbereit: 1890)

Die Ausbildung und Mithilfe der neuen Festungstruppen verlangte ständiges beruflich und militärisch gut geschultes Personal, welches der Truppe zur Verfügung stand. Diese Organisation trug anfänglich die Bezeichnung "Sicherheitswache", danach "Fortwache", und wurde unter diesem Namen in der Schweiz mehr oder weniger bekannt

Die Fortwächter machten sich nicht nur als gute und disziplinierte Soldaten einen Namen, sie waren auch im damaligen Wehrsport ein Begriff. Als zähe Gebirgssoldaten siegten sie in vielen Patrouillenläufen.

In der Regel wurden Fortwächter in der Festungsartillerie eingeteilt.

Sie standen im aktiven Dienst (!) und wurden durch die Chefs der Fortverwaltungen in Andermatt bzw. Lavey-Village (St. Maurice) beim Eintritt in die Fortwache vereidigt.

Mit dem Ausbau der Landesbefestigungen, in den Jahren 1936 bis 1942 zeigte sich, dass die Festungsverwaltung und die Fortwache für die neuen Aufgaben personell zu schwach waren und für den Einsatz im ganzen Lande nicht mehr die geeignete Organisation bildeten.

Anderseits wurde im Jahre 1936 die "Freiwillige Grenzschutztruppe" aufgestellt, bald ebenso bekannt wie die Fortwache.

Die Angehörigen rekrutierten sich aus allen Waffengattungen und Dienstzweigen.

Ein Reglement für den Dienst der "Freiwilligen Grenzschutztruppe" bestand nicht. Es galt das Dienstreglement der Armee.

Die "Freiwilligen" wurden anfänglich für die Bewachung der im Bau befindlichen permanenten militärischen Anlagen eingesetzt. Gleichzeitig wurden sie an mobilen und an Festungswaffen ausgebildet.

Bei politischen Ereignissen während des Zweiten Weltkrieges im Norden und Osten unseres Landes, kamen sie zur Sicherung der Grenzen zum Einsatz.

Ferner ging es in jener Zeit darum, für die zahlreich entstehenden neuen Festungswerke ausser dem Personal für Bewachung, Unterhalt, Bedienung der technischen Anlagen und Ausbildung der Festungstruppen, auch sofort über eine einsatzbereite Besatzung zu verfügen. Ausserhalb der Festungsgebiete Gotthard, St. Maurice und Sargans mangelte es an gut ausgebildeten Besatzungen bei den Festungstruppen.

Diese freiwillige Grenzschutztruppe hat sich während der Dauer ihres Bestehens im harten Dienst bewährt. Sie hat in Alarmübungen und in den mehr als kritischen Zeiten der Bedrohungen für unser Land und Volk von 1939 bis 1942 die Befestigungswerke im Grenzgebiet besetzt und war bereit, den Abwehrkampf aufzunehmen

Mit dem abschliessenden Ausbau der Landesbefestigungen und der Aufstellung von Festungsbesatzungen musste eine Kombination der ständigen Fortwachen mit den freiwilligen Grenzschutztruppen gesucht werden.

Die Kampfaufgaben traten in den Hintergrund, diese wurden primär Aufgabe der neu geschaffenen Werk- und Festungsformationen.

Für das ständige Personal wurden nun Unterhalts-, Verwaltungs- und Ausbildungsaufgaben wichtiger.

Auf den 1. April 1942 wurden die ständigen Fortwachen mit der freiwilligen Grenzschutztruppe zum Festungswachtkorps vereinigt. Diese Massnahme ging nicht ohne Schwierigkeiten vor sich, da die beiden Organisationen sehr ungleich waren.

Auf der einen Seite die Fortwachen, die zum Teil aus älteren Fortwächtern bestanden und deren Tätigkeit vor allem dem Unterhalt der Festungswerke und dem Einsatz für technische Aufgaben galt.

Auf der anderen Seite eine militärisch vorzüglich geschulte Truppe im Auszugsalter, deren Stärke die soldatische Disziplin sowie der Einsatz als Kampftruppe, insbesondere für den Kampf mit um und an Festungen und im Nahkampf war.

Es rekrutierte sich aus den aufgelösten freiwilligen
Grenzschutztruppen, (Bestand ca. 2'500 Mann), Teilen der Mannschaft und des Kaders und aus den Festungs- und Fortverwaltungen Saint Maurice, Sankt Gotthard und Sargans das bisherige Personal, also vom Arbeiter über den Angestellten bis zum Beamten.

Das Festungswachtkorps gliederte sich in vier Festungskreisstäbe analog der 4 Armeekorps und schweizweit in 19 Festungswachtkompanien mit einem Zentralmaterialpark, 4 Festungsmaterialparks und einem Militär-Strafdetachement (Zugerberg)
                                                                  

Die Aufgaben im Festungswachtkorps (FWK) umfassten von
1942 bis 1979:

  1. die Bewachung der Befestigungsanlagen, das Erstellen der  Kampfbereitschaft der Werke, deren teilweise Besetzung und Verteidigung bis zum Eintreffen der Kriegsbesatzung,
  2. die Mitwirkung bei der militärischen Ausbildung der Werk- und Festungsformationen,
  3. den Unterhalt und die Verwaltung der Befestigungsanlagen;
  4. im Übrigen konnten dem FWK besondere Aufgaben übertragen werden.

Den neuen Erfordernissen entsprechend, standen also für das Festungswachtkorps, neben hohem Können im Einsatz der Festungswaffen, vor allem die technischen Kenntnisse im Vordergrund.

Das Hauptgewicht hatte sich vom Einsatz als Kampftruppe auf Reparatur- und Unterhaltsarbeiten sowie die technische, taktische Waffenausbildung der Werk- und Festungsformationen verlagert.

Militärische Disziplin und körperliche Ausdauer wurden damals und werden auch heute noch verlangt. Vor allem dort, wo Überwachungs-, Patrouillen- und Rettungsdienst im Winter/Sommer im Gebirge geleistet werden müssen.

Aus dem 1886 für den Bau der Gotthardfestungen geschaffenen Büro für Befestigungsbauten wurde 1902 die Abteilung für Genie in Bern.

Diese ging 1911 als Sektion Festungswesen in die Generalstabsabteilung über.

1943 formierte sich die Sektion neu als Gruppe für Festungswesen und war ab 1951 in der Abteilung für Genie und Festungswesen aktiv.

Ab 1965 als Abteilung für Genie und Festungen (AGF) eingegliedert, wurden die Festungsbelange 1979 in das Bundesamt für Genie und Festungen (BAGF) integriert.

Mit der Armee 1995 bzw. EMD 1995 (A 95 / EMD 95) kam das Festungswachtkorps als eigenständige Direktion zum Heer.

Der Kommandant FWK ist nun direkt dem Chef Heer unterstellt.

1981 erfolgte eine Reorganisation des Festungswachtkorps (FWK) und die Aufgaben wurden wie folgt festgelegt:

a) in Friedenszeiten:

  1. es überwacht, unterhält und verwaltet militärische Anlagen und Waffenplätze des BAGF und Koordinationsstellen
  2. es wirkt mit beim Ausbau der permanenten Geländeverstärkungen
  3. es wirkt mit bei der militärischen und fachtechnischen Ausbildung in Schulen der Festungstruppen

b) bei erhöhter Spannung ausserdem:

  1. es bewacht militärische Anlagen
  2. es erstellt rasch die Übergabebereitschaft der militärischen Anlagen
  3. es erfüllt Sonderaufgaben, insbesondere stellt es rasch einsetzbare Detachemente bereit

c) nach Kriegsmobilmachung:

  1. es wirkt mit in Schlüsselfunktionen als Teil der Truppe
  2. es überwacht, unterhält und verwaltet Teile militärischer Anlagen
  3. es versorgt die Truppe mit technischem Festungsmaterial

Der Generalstabschef und das BAGF können dem FWK weitere Aufgaben übertragen.

Das Festungswachtkorps wurde nun für die nächste Zeit vorwiegend eine technische Truppe und war in der Lage und das praktisch bis und mit zur Armee 95 (A 95) neben Unterhalts- und Reparaturarbeiten auch anspruchsvolle Bau- und Installationsarbeiten auszuführen.

Als Berufskorps mit ca. 1'600 Dienstnehmern, alles Angehörige der Armee (AdA), gut ausgerüstet und vielseitig in ca. 140 Funktionen einsetzbar, hatten die Festungswächter die Gelegenheit und Chance, mit ihrem erlernten Beruf vertraut zu bleiben.

Das FWK schachbrettartig schweizweit verteilt, dadurch rasch einsetzbar mit ständig besetzter Alarmstelle und mobilen Mitteln, viersprachig und mit besten Ortskenntnissen war ein anerkanntes Bindeglied zwischen Armee und Zivilbehörden.

Die eigenen alpinen Rettungsstationen für Sommer- und Wintereinsätze,

mit ca. 210 erfahrenen AdA inkl. Lawinenzentrale und Lawinenhunde, ergänzte die Einsatzbereitschaft des Korps.

Ein eigenes Kommunikationsnetz mit Krypto-Fax, Funk- und mit Telefonverbindungen wie auch einer leistungsfähigen EDV-Unterstützung, sowie ein entsprechender Fahrzeugpark mit Spezialfahrzeugen prägten das Erscheinungsbild des Festungswachtkorps in dieser Zeit.

Nicht nur die Aufgaben wurden neu festgelegt, logischerweise damit verbunden war auch die

Das 50-Jahr-Jubiläum des Festungswachtkorps wurde am

1. April 1992 mit einem gediegenen Festanlass in Andermatt durchgeführt, und das bei 70 cm Neuschnee!

Eine längst überfällige neue und zweckmässige Arbeitsuniform inkl. der Bewaffnung prägten das neue sich bereits abzeichnende FWK 95 im Rahmen des EMD 95 / A 95.

Bei dieser wohl grössten Armeereform wurden die Dienstleistungen des FWK zugunsten der Truppe und Dritter mehr als nur hinterfragt.

Mehr oder weniger unbestritten waren die Bereitschaft, die Ausbildung und die Administration im Festungswachtkorps.

Dagegen waren die vier Hauptbereiche per 01.01.1995 im FWK zu reformieren:

Sicherheit
- Überwachung
- Bewachung
- SECURITY Koordination
- Subsidiäre Polizeieinsätze
- Einsätze Schutzhunde

- Einsätze Einsatzreserven
- Führung ab Bern inkl. Anlage Betrieb

Ausbildung Dritte

- Festungstruppen, Artillerie, Pioniere, Anlagebetrieb, Werkschutz
- Infantrie, Sicherheit und Nahkampf
- Rettungstruppen, Wechselladebehälter (WELAB)

- Andere Bundesämter, diverse Schulen und Kurse
- Sport, Ausserdienstliche Tätigkeit
- Leistungssport
- FWK-intern, Berufliche Sofortausbildung, Grundlehrgang, Weiterbildung

Unternehmung

- Leistung für militärische Bauten
- Installationen im senitiven Bereich
- Unterhalt an Verteidigungsanlagen, Entwicklung, Nutzung, Liquidation

- Unterhalt zu Gunsten Gruppe für Ausbildung und Dritter
- Betrieb
- Mobilmachung
- Unterhalt nach Kriegsmobilmachung

Dienstleistung

- Administration
- Waffenplätze
- Koordinationsstelle für Artillerie- und Infantrieschiessen

- Kasernenverwaltung
- Mobilmachung, Geschäftsstelle
- Dossier Landesgrenze
- Friedenserhaltende Massnahmen
- KSZE
- Katastrophenhilfe, Inland, Ausland
- Rettungskolonnen
- Kampfmittelbeseitigung
- Ehrenformation, FWK - Militärspiel
- Chemiewehr, Betriebsfeuerwehr, Kreislaufgeräte 84
- Spezialeinsätze, Aushebung, Nachschiesskurse, Zivilschutz
- Organisation SOmmer- und Winterwettkämpfe

Im Rahmen EMD 95 / FWK 95 wurde einerseits der Generalstab reorganisiert. Man schuf besser führbare Strukturen; die Unterteilung in Stab und Bundesämter viel weg.

Im BAGF, und damit eingeschlossen im Festungswachtkorps, wurde eine markante Reduktion der Direktunterstellten vollzogen.

Anderseits wurden damit im Heer die Ausbildungsführung, die Betriebe

z. B. die Kriegsmaterialverwaltung (KMV), das Festungswachtkorps, das Lehrpersonal und die Stabs- und Kommandantenschule als Hauptelemente gebildet.

Die bisherigen Truppengattungen wurden zusammengefasst in die Bereiche Kampf-, Unterstützungs- und Logistiktruppen.

Als autonome Systemeinheit wurde die Luftwaffe belassen und in die Bereiche Einsatz, Ausbildung und truppennahe Logistik eingeteilt

In der Armee XXI wird das Festungswachtkorps, als militärisches Korps im Prinzip weiter bestehen bleiben, jedoch mit einem neuen
Sollbestand zwischen 800 bis 1'200 DienstnehmerInnen

- Auftrag welcher sich in den folgenden vier Segmenten bewegen wird:
- Sicherheit mit In- und Auslandeinsätze

- Ausbildungsunterstützung

- Infrastruktur
- Kampfmittelbeseitigung im In- und Ausland

Zurück zu den Kernaufgaben heisst die neue Devise im FWK XXI

und so bleiben von den ehemaligen zwanzig Hauptaufgaben, welche das Festungswachtkorps prägten nur noch eine, nämlich die ureigensten Festungswachtaufgaben analog den Dienstvorschriften für das Festungswachtkorps von 1942 bis 1995.

Das zukünftige Korps "Lehrverband Militärische Sicherheit" wird sich in einen Führungsstab mit 3 evtl. 4 Regionen organisieren.

Es wird also nach wie vor darum gehen, die noch aktiven und eingemotteten permanenten militärischen Anlagen, auf welche die Armee XXI sich festlegt hat, in der ganzen Schweiz, situativ und in unterschiedlichen Zeitabständen zu kontrollieren und zu überwachen.

Betrieb (Infrastruktur) und Sicherheit (Truppe) in "besonderen Anlagen" erfordern gut ausgebildetes und damit ständiges Fachpersonal.

Die daraus resultierenden Wartungsarbeiten, Revisionen und Reparaturen werden durch Unterhaltsequipen und Privatfirmen zu erledigen sein

Im Rahmen der Sicherheit hat das FWK mehr als nur eine "Vorreiterrolle" in langjähriger Praxis bewiesen - und das im In- und Ausland mit grossem Engagement und zur Zufriedenheit von Militär und Politik.

Mit der Ausbildungsunterstützung wird eine jahrzehntelange Dienstleistung des FWK so zu sagen offiziell.

Mit dem Management Training Center Festungswachtkorps - sowie der Öffnung sämtlicher Weiterausbildungsmöglichkeiten für Angehörige des Festungswachtkorps aller Stufen, welche innerhalb der Armee, beim Bund, bei Privaten und Fachhochschulen im In- und Ausland angeboten werden - sind die Voraussetzungen für eine optimale Weiterverwendung für die Zukunft geschaffen.

Bei der Kampfmittelbeseitigung hat das FWK in den letzten Jahren zugunsten der Armee Dienstnehmer im Ausland zum Feuerwerker (Stufe Ingenieur / Fachhochschule) ausbilden lassen. Ebenfalls sind Dienstnehmer als Instruktoren und Experten für Kampfmittelbeseitigung seit Jahren im Auslandeinsatz tätig.

Zusammengefasst darf aus heutiger Sicht festgestellt werden, dass das Festungswachtkorps bereit ist, in eine neue Organisation einzutreten.

Dies ebenfalls mit der Gewissheit, dass mit Einsatz, Bereitschaft und Flexibilität auch in der Armee XXI die Tradition

"Wir halten"

weiterleben wird.

 

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Autor: Oberst F. Fritz Mumenthaler

1962 - 1965       Untersektorchef                  FW Kp 13
1965 - 1968       Kommandant Stv                FW Kp 5
1968 - 1972       Kommandant Stv                Fw Kp 13
1972 - 1975       Kommandant                      FW Kp 11
1975 - 1998       Kommandant                      FW Kp 17
                                                                 Fest Kr 23
                                                                 Fest Region 5
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Quellennachweis
Buch "50 Jahre FWK-CGF", Bundesamt für Genie und Festungen, Bern  1992 120S
Buch "Die Festung Sargans im Wandel der Zeit", Sarganserländer-Verlag, Mels, 1994 115 S

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(Quelle: Fotos: aus Internet, intern von Martin Hammer / Stefan Hasler)

Zitate

Umwelt und Armee im Wandel

"Werte kann man durch Veränderungen bewahren"

Richard Löwenthal

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Entwicklungen

"Jede gute Zeit war einmal eine neue schlechte Zeit"

Helmut Walters

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Zukunft bewältigen

"Die Welt kann verändert werden, Zukunft ist kein Schicksal"

Robert Junk

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Quellennachweis
Buch "50 Jahre FWK-CGF", Bundesamt für Genie und Festungen, Bern  1992 120S